Page 23 - LogReal.direkt_Ausgabe_2_2022
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Nachhaltigkeit
Quadratmeter, große sogar auf 50 000 Quadratmeter
und mehr. Da macht es schon einen Unterschied, ob
man sie konventionell beleuchtet oder mit energiespa-
renden LED-Leuchten ausstattet, ob man das Dach rich-
tig dämmt oder nicht. Gerade die größeren Hallen wer-
den inzwischen immer häufiger unter Gesichtspunkten
der Nachhaltigkeit konzipiert, gebaut und betrieben.
B wie Bienen
Wesentliches Element und Highlight einer – aktuell –
modernen Logistikimmobilie bildet ein Gründach, wel-
ches die Funktion einer Klimaanlage übernehmen soll.
An heißen Tagen wirkt das eigene Mikrobiotop auf dem
Dach der Halle wie ein Hitzeschild, während es an kalten
Tagen eine zusätzliche Wärmedämmung bietet. Durch
die Nutzung des Gründaches, das neben den energeti-
schen Vorteilen auch neuen Lebensraum für Vögel, In-
© visuals-and-concepts - stock.adobe.com
sekten und Pflanzen schafft, werden zukünftig massiv
Energiekosten für das Beheizen oder Kühlen des Gebäu-
des reduziert. Fossile Brennstoffe benötigt die Immobilie
nur für Energiespitzen – eine Photovoltaikanlage nutzt
die Sonnenenergie um die Gebäude, Ladestationen der
Gabelstapler, Elektroautos und E-Fahrräder energetisch
zu versorgen.
Fazit
Prof. Dr. Thomas Beyerle, Catella Unternehmen, die nicht-nachhaltige Logistikimmobili-
en betreiben, geraten klar in eine Negativspirale. Nicht
Ein Aspekt der sozialen Auswirkungen der Logistik („Go- sofort, aber mit Ansage. In diese Richtung zielen die
vernance“) ist in den Vordergrund gerückt, da der Sek- sogenannten ESG-Kriterien, die beschreiben, inwieweit
tor bei der Automatisierung zwar führend ist, sich die sich ein Objekt in puncto Umwelt (Environment), Sozi-
Arbeitsplätze aber nur träge verändert haben. Europa- ales (Social) und Unternehmensführung (Governance)
weit fehlen rund 100.000 LKW-Fahrer, die Bezahlsyste- nachhaltig darstellt. Um es deutlicher auszudrücken: bei
me gerade im Transportgewerbe sind – um es deutlich Nicht-Erfüllung geht es um schlechtere Kreditratings,
zu sagen – ausbaufähig. Schließlich handelt es sich um schlechtere Wiederveräußerbarkeit, Zurückhaltung bei
professionelle, hochqualifizierte Arbeitsplätze und nicht Investoren bis hin zu Strafen. ESG und Logistikimmobi-
mehr um die Sackkarrenjobs mit geringer Qualifikation lien sind folglich ein Risiko für diejenigen, welche den
wie noch vor zwanzig Jahren. Weg in absehbarerer Zeit nicht beschreiten.
N wie Neubau?
Der größte Hebel, lässt sich bei der Transformation des
Hallenbestandes ausmachen – zumal dieser bisher
kaum in den Fokus geraten ist. Das könnte sich in Zu-
kunft ändern. An der Dekarbonisierung der Immobili-
Prof. Dr. Thomas Beyerle ist seit 2014 Managing Di-
enbestände geht kein Weg vorbei. Wir rechnen damit,
rector und Group Head of Research bei der Catella AB
dass der Gesetzgeber die Zügel, was den CO 2 -Verbrauch
in Frankfurt/Stockholm. Seit über 22 Jahren ist er in
angeht, in den kommenden Quartalen noch deutlich
verschiedenen immobilienwirtschaftlichen Manage-
anziehen wird.
mentfunktionen tätig. Er ist Dozent und hat einen
Lehrstuhl an der Hochschule Biberach HBC für Immo-
Das gilt auch für Logistikimmobilien. Sie sind zwar von
bilienresearch inne. Als Präsident der gif e.V. enga-
der Anzahl her verglichen mit anderen Nutzungsklassen
giert er sich in der Branche.
wie Büro oder Wohnen weiterhin eine Nische, flächen-
mäßig sieht es aber schon anders aus. Denn eine mit-
telgroße Lagerhalle kommt leicht auf mehrere tausend
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