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Nachhaltigkeit
Catella Wörnitz
Die grüne Welle der Logistik?
Von Beleuchtung, Bienen
und Bestand Von Prof. Dr. Thomas Beyerle, Catella
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die ers- Andererseits kann eine enge Absprache mit der jeweili-
ten Logistikinvestoren und damit Projektentwickler aus gen Kommune dafür sorgen, dass der oftmals kritisierte
der Deckung trauten. Zumal der Sturm der EU-Taxono- Flächenfraß beziehungsweise die Flächenversiegelung
mie und den damit in Verbindung stehenden Vorgaben eingedämmt wird. Bei beiden Faktoren handelt es sich
auch in den kommenden Jahren auf die Boombranche also um hochrelevante Klima-Aspekte.
schlechthin, Logistik, treffen würden. Aktionismus ist
in diesem Falle gut, denn das augenscheinlich wider- Mit dem Blick zurück wie man es beim nächsten Mal
sprüchliche zwischen Flächenversiegelung, 24 Stunden anders machen kann und den zu erwartenden Verände-
Andienung und Gebäude, bei denen die Außenhülle oft- rungen, wird dieser Prozess in der neuen Generation von
mals mehr einen Diebstahlschutz darstellt, denn einen Logistikimmobilien in den kommenden Jahren deutlich
Fokus auf ökologische Belange legt, zeigt sich exemp- schneller vonstatten gehen. Der Grund: die Freiwilligkeit,
larisch auf. Gibt es einen Award für die grünste Logis- welche seinerzeit die ersten verdienstvollen, nachhalti-
tikimmobilie oder ein am Markt etabliertes Gebäude- gen Maßnahmen auf den Weg gebracht hat, wird dra-
zertifikat für die klimafreundlichste Logistikimmobilie? matisch abgelöst, durch die unmittelbare Verpflichtung.
Noch nicht – zumindest nicht umfassend und am Markt
eingepreist. An dieser Stelle sollte angemerkt werden, Einige Aspekte der Nachhaltigkeit
dass es selbst nach 15 Jahren Gebäudezertifizierung in G wie Governance
der Asset Klasse Büro, lediglich rund 10 Prozent super- Der Fokus bei der Frage „wie Logistikimmobilien nach-
grüne Gebäude in Deutschland gibt – die allermeisten haltiger werden“, geht zunächst immer auf das Objekt
davon in den Top 5 Standorten. selbst. Doch das muss nicht zwangsweise sein. Denn
bei den gängigen ESG Ratingsystemen steht das Ob-
Dabei sind die zu erzielenden Kompensationsmöglich- jekt zwar im Mittelpunkt der Analyse, allerdings mit
keiten durchaus erreichbar, durch eine kluge Standort- einer reduzierten Gewichtung im Bewertungsprozess.
wahl und durch optimierte Logistikprozesse lassen sich Nein, der Dramaturgie von ESG folgend, liegt im „G“ wie
einerseits die gefahrenen Kilometer deutlich reduzie- Gover nance, ein sog. „Quick win“, also Maßnahmen, die
ren, was neben Kosten auch CO 2 -Emissionen einspart. relativ kurzfristig und „leicht“ umzusetzen sind.
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