Page 8 - LogReal.Direkt_Ausgabe-3.2025
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Titelthema
Langfristig pünktlicher?
Die von der Bundesregierung nun angekündigten 107
Milliarden Euro für die Schiene liegen Informationen der © Franz Pfluegl – stock.adobe.com
Nachrichtenagentur dpa zufolge zwar rund 29 Milliarden
über den Planungen der Vorgängerregierung – jedoch
noch 18 Milliarden unter dem angemeldeten Bedarf.
Konkret plant die Bahn die Generalsanierung von
über 40 besonders belasteten Strecken. Die Riedbahn
zwischen Frankfurt und Mannheim war 2023 der erste
Abschnitt – in diesem Jahr ist die Strecke Hamburg-Ber-
lin dran. Die Bahn will die Generalsanierungen bis Mitte
der 2030er Jahre abschließen. Das ursprüngliche Zieljahr
2031 gilt als nicht mehr haltbar.
Minister Schnieder kündigte an, bis zum Spätsom-
mer eine neue Bahnstrategie vorzulegen. Neben Sanierun-
gen soll künftig auch verstärkt neu gebaut werden – auf
der Schiene wie auf der Straße. Die Baustellen könnten für
Reisende vorerst Einschränkungen bedeuten, langfristig
aber für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sorgen.
Die Bahn kündigte unterdessen an, in diesem Jahr
weitere rund 100 Bahnhöfe umfassend zu modernisieren
und zu sogenannten „Zukunftsbahnhöfen“ umzubauen.
Dabei würden die Stationen nach einheitlichen Krite-
rien komplett neugestaltet, teilte die Bahn mit. Das be-
treffe etwa die Zug-Informationen und Wegeleitungen.
Neue Ordnungssysteme sollen für eine bessere Verteilung
am Gleis sorgen. Außerdem gehe es um eine modernere Ziel nicht erreicht
Ausstattung und barrierefreie Gestaltung der Bahnhöfe.
40 von ihnen seien bereits entsprechend umgebaut wor- Von 41 eigentlich geplanten „Korridorsanierungen“ ist
den. Die Modernisierung der Bahnhöfe ist Teil eines Pro- damit nur eine beendet worden: die der Riedbahn zwi-
gramms, mit dem die Deutsche Bahn in den kommenden schen Mannheim und Frankfurt/Main. Und auch diese
Jahren wieder pünktlicher, zuverlässiger und finanziell nicht vollständig, wie Kritiker bemängeln. Dabei sollte
stabil werden will. die Riedbahnsanierung zeigen, dass es geht: Eine wichtige
Es sind wohlklingende Formulierungen, die die Verbindung für einige Monate vollsperren, um sie danach
Deutsche Bahn gewählt hat, um die schlechte Nachricht als „Hochleistungsstrecke“ wieder in Betrieb zu nehmen.
zu umschreiben. Nach nur einem Jahr beerdigt sie den Experten blicken kritisch auf das Ergebnis der Sa-
Zeitplan für ihre groß angelegte „Korridorsanierung“, die nierung, die Ende 2024 weitgehend abgeschlossen wurde.
aufwändige Komplettinstandsetzung und -modernisie- Das Hauptziel ‚Pünktlichkeit‘ habe man verfehlt, aber da-
rung von 40 der wichtigsten Bahnstrecken in Deutsch- für sei es dreimal so teuer geworden. Zudem sei ein Teilziel
land. Bis 2030 wollte der Staatskonzern damit fertig sein. nicht innerhalb des Zeitplans erreicht worden: die Moder-
Nun ist von 2035 die Rede. nisierung der Strecke mit dem Zugbeeinflussungssystem
In der Bahn-Lyrik lautet das so: Die DB InfraGO ETCS. Statt einer Erfolgsgeschichte hat die Riedbahn der
„treibt ihre Planungen voran“. Ziel der Anstrengungen? Bahn aufgezeigt, was alles nicht geht – und wie hoch die
„Mehr Qualität und Pünktlichkeit im Zugverkehr.“ Mit tatsächlichen Kosten der Korridorsanierungen sind.
einem heute begonnenen „Branchendialog“ soll berat- Für jeden Korridor braucht die Bahn viel Technik und
schlagt werden, welche Sanierung wann sinnvoll ist – und viele Fachleute auf einmal. Durch die Ressourcenkon-
welche nicht. zentration aber steigen die Preise, denn die Eisenbahn-
baubranche ist über Jahre zusammengeschrumpft, freie
Kapazitäten gibt es kaum. Verantwortlich dafür ist auch
der lang andauernde Sparkurs von Bahn und Bundesregie-
rung. Die ganze Branche hat sich an die niedrigere Nach-
frage angepasst.
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