Page 24 - LogReal.direkt_Ausgabe_2_2017
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: : Digitale Transformation
Überlebenswichtig nicht nur für Spediteure:
Neue Geschäftsmodelle
Von Joachim Getto und Franz Winter
Foto © roman_vk / Photocase.de
Teilautomatisierte Plattformen zur Frachtauftragsverga- tering Digital Transformation“ herausgearbeitet, welche
be, Datenbanken für einen unternehmensübergreifen- Herausforderungen die digitale Transformation für die
den Ratenvergleich und das Entstehen neuartiger, digita- zukünftigen Geschäftsmodelle und die Organisation von
ler Speditionen – das sind nur drei Beispiele für aktuelle Unternehmen bedeutet.
Trends der digitalen Transformation im Transportgewer-
be. Getrieben von immer reiferen Technologien und hie- Dabei stechen einige Punkte besonders ins Auge, die sich
raus entstehenden disruptiven Geschäftsmodellen wird gleichzeitig auch als Pflichtenheft für die Geschäftspart-
das bisherige Ertragsmodell der klassischen Spediteure ner verstehen lassen. So äußerten beispielsweise über
grundsätzlich in Frage gestellt. Deren traditionelle Rolle 80 Prozent der Studienteilnehmer die Erwartung, dass
als übergreifender Organisator für Transporte zwischen die digitale Transformation eine deutlich gesteigerte
den Supply-Chain-Partnern, zu der es bislang im Markt Flexibilität aller Beteiligten voraussetzt. In dieselbe Stoß-
nur wenige Alternativen gab, droht zu erodieren. Gleich- richtung geht auch dieses Ergebnis: Dreiviertel der Stu-
zeitig wird ein verschärfter Druck auf die Margen bei den dienteilnehmer erwarten, dass die Verantwortlichkeiten
Transportorganisationen immer wahrscheinlicher. für Aufgaben innerhalb von Geschäftsprozessen zukünf-
tig flexibler und häufiger verschoben werden. Derartige
In Kooperation mit dem Logistiklehrstuhl der Hochschu- Verschiebungen werden zunehmend auch zwischen in-
le Heilbronn hat das Beratungsunternehmen Camelot ternen und externen Ressourcen erwartet. Das hat zur
Management Consultants in der aktuellen Studie „Mas- Folge, dass der Wettbewerbsdruck für alle Leistungser-
bringer – egal, ob innerhalb oder außerhalb der beauftra-
genden Unternehmen – steigen wird.
Die Studienergebnisse deuten zudem darauf hin, dass sich
das Speditionsgewerbe zukünftig stärker spezialisieren
und deutlich flexiblere Einzelleistungen anbieten muss. So
gab die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen an, ver-
stärkt auf Nischenanbieter und weniger auf umfassende
Generalverträge setzen zu wollen. Denn insbesondere die
Abwicklung kleinteiliger Aufgabenstellungen ist ein Be-
Joachim Getto, Camelot reich, den die neu in den Markt stoßenden, meist digitalen
Management Consultants Anbieter als ihren stärksten Angriffspunkt nutzen.
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