Page 11 - LogReal.direkt_Ausgabe_4_2017
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Logistikimmobilien : :
Doch auf dem Weg zur Umsetzung gibt es Hindernisse Die Modell- und Pilotprojekte in den Ballungsräumen
und Hürden. Zum einen beim Transport der Ware zum sind das eine. Perspektivisch wird es jedoch in jeder grö-
Kunden auf der „letzten Meile“. Der Einsatz von Las- ßeren Stadt solche Verteilpunkte geben. Experten gehen
tenfahrrädern, die Auslieferung zu Fuß oder per Elekt- in den kommenden 10 Jahren von insgesamt mindestens
rofahrzeug sowie in der Praxis erprobte Konzepte wie 100 Standorten für E-Commerce und Lebensmittellogis-
Abhol- und Packstationen sind erfolgversprechende tik sowie weiteren 150 bis 200 Standorten der Logistik-
Lösungsansätze. Zum anderen, und das ist die größere dienstleister aus.
Herausforderung, stellt sich die Frage nach den Verteil-
Dabei wird es sich nicht nur um einen Immobilientyp
stationen in der Stadt, dem Zwischenlager vor der Auslie-
handeln, im Gegenteil: Wir werden zahlreiche Varianten
ferung an die Endkunden. Denn wenn die Ware innerhalb
urbaner Logistikimmobilien sehen, die nebeneinander
weniger Stunden geliefert werden soll, muss sie zwangs-
existieren. Dies liegt allein schon daran, dass die Situa-
läufig in unmittelbarer Nähe verfügbar sein, anders funk-
tion der Städte in baulicher Hinsicht unterschiedlich ist,
tioniert es nicht. Mikroverteilzentren als Zwischen- und
genauso wie das Immobilienangebot.
Umschlagslager mit einer begrenzten Artikelstruktur
und hohen Umschlagsraten sind ein praktikabler Ansatz. Die wichtigsten Lösungsansätze sind:
Wie solche Läger aussehen können zeigt etwa Amazon 1. die Ertüchtigung (Refurbishment) ungenutzter, leer-
mit einem Projekt in Berlin. Mit einer 3.000 Quadratme- stehender Immobilien (u.a. im Zuge von Konversions-
ter großen „Prime Now Station“ auf zwei Geschossen projekten),
eines ehemaligen Kaufhauses im Ku’damm-Karree be- 2. die Umnutzung in Gebrauch befindlicher Flächen, hin
liefert der Online-Versandhändler die Berliner innerhalb zu einem größeren Anteil an Logistikfunktionen und
von ein bis zwei Stunden. Mehrere tausend Artikel wer- 3. die Neu-Entwicklung von städtischen Mischflächen,
den vorgehalten. Die Auslieferung erfolgt per Lastenrad z.B. im Zuge der Revitalisierung von Brachen, die dann
oder Klein-Lieferwagen. 80 Arbeitsplätze wurden so auf eine Teilnutzung für die Logistik vorsehen.
vergleichsweise geringer Fläche geschaffen. All diese Entwicklungsansätze müssen bestimmte städte-
und logistikplanerische Anforderungen erfüllen.
Neben den Händlern bauen auch die KEP- und Logistik-
dienstleister ihr „Same-Day“ und „Same-Hour“-Ange- Grundsätzlich muss die Immobilie für die Anlieferung
bot aus. Beispielsweise hat UPS in einem zweijährigen und die Distribution verkehrlich gut angebunden sein. Im
Modellprojekt in Hamburg Container als Zwischenlager urbanen Raum ist eher von eingeschränkten Vorausset-
getestet. Die Zustellung von dort erfolgt zu Fuß oder mit zungen auszugehen, was die Zufahrts- und Traileryard-
dem Fahrrad. Das Projekt gilt als erfolgreicher „ Proof- Situation angeht. Eine Ausnahme sind ehemalige Waren-
of-Concept“ für das Mikro-Depot-Prinzip und ist nun häuser oder Handelsfilialen, die bereits über LKW-Docks
ebenfalls in Offenbach und München im Einsatz. In Zu- und Freiflächen verfügen. Im Falle des Refurbishments
kunft sollen die Container verschwinden und durch lang- und Neubaus auf Brachflächen sind Medienverfügbar-
fristige Lösungen ersetzt werden. keit und Altlastenfrage zu klären.
Fotos: UPS
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