Page 7 - LogReal.Direkt_Ausgabe-5.2025
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Titelthema

                      „Die KI­Durchdringung nicht nur in den Computersys­  schaften  gleichermaßen,  sich  darauf  einzustellen.  Denn
                      temen, sondern weit darüber hinaus in der realen Welt,  falls die Humanoiden künftig unseren Alltag tatsächlich
                      wird viel schneller erfolgen als gemeinhin angenommen“,  so dominieren  werden wie Smartphone und  Internet,
                      erklärt Studienleiter Harald Müller, Geschäftsführer der  dann könnten sie rund die Hälfte aller Arbeitsplätze erset­
                      BWA und Co­Chair des „Real­World AI Forum“ im  zen, meinen über drei Viertel (77 Prozent) der befragten
                      Diplomatic Council, das zum engsten Beraterkreis der  Führungskräfte  aus  der  Wirtschaft  und  Gewerkschafts­
                      Vereinten  Nationen  gehört.  Für  die  Studie  waren  150  funktionäre. 58 Prozent sind fest davon überzeugt, dass in
                      Führungskräfte aus großen und mittelständischen Unter­  Zukunft beinahe ein Drittel aller Jobs von den „intelligen­
                      nehmen  (Arbeitgeber)  sowie  Gewerkschaftsfunktionäre  ten Maschinen mit Armen und Beinen“ wegrationalisiert
                      als Vertreter der Arbeitnehmerseite systematisch nach  werden.
                      ihrer Einschätzung zur KI­ und Robotik­Entwicklung in
                      Deutschland befragt worden.                  Als Gewinner der „KI­Roboter­Revolution“ macht die
                                                                   Studie die Arbeitgeberseite aus – davon sind zumindest 64
                      KI im Büro spätestens ab 2027,               Prozent der Befragten fest überzeugt. „Die Produktivitäts­
                      in der Produktion ab 2030                    und Kostenvorteile versprechen sprudelnde Gewinne“,
                                                                   sagt Harald Müller, „die die Unternehmen hierzulande
                      Demnach sind über zwei Drittel (69 Prozent) der Befrag­  angesichts der wirtschaftlichen Flaute und des steigenden
                      ten sicher, dass KI spätestens 2027 mehr oder minder zum  internationalen Wettbewerbsdrucks allerdings auch drin­
                      Büroalltag gehören wird, vergleichbar mit der Office­Soft­  gend nötig haben.“ 45 Prozent der Befragten sehen aber
                      ware von Microsoft. Der Einzug in Fertigungshallen soll  auch Vorteile für die Arbeitnehmerseite – etwa, weil die
                      etwas länger dauern. Laut Studie ist ein gutes Drittel (35  „Blechkameraden mit Computerhirn“ eintönige oder
                      Prozent) davon überzeugt, das KI in der Produktion ab  schwere Arbeiten übernehmen können. Nimmt man die
                      2030 eine maßgebliche Rolle spielen wird. Über die Hälf­  Firmengröße als Maßstab, wird vor allem die Konzernwelt
                      te (55 Prozent) tippen darauf, dass es erst 2040 so weit sein  von den KI­gesteuerten Robotern profitieren, meinen 79
                      wird.                                        Prozent  der  Befragten.  Immerhin  46  Prozent  sehen  in
                                                                   dieser Entwicklung auch große Potenziale für die mittel­
                      „Eine überraschend hohe Bedeutung messen Arbeitgeber  ständische Wirtschaft. „Viele Mittelständler werden sich
                      wie Arbeitnehmer KI­Robotern zu“, zitiert Harald Mül­  erstmals einen Roboter in der Fertigung leisten können“,
                      ler aus der Studie. Beinahe ein Fünftel (18 Prozent) der  verdeutlicht  Studienleiter  Harald  Müller.  Der  Grund:
                      Befragten kann sich vorstellen, dass Humanoide – also  Während Industrieroboter „alter Schule“ aufwendig für
                      Roboter, die im Aufbau uns Menschen ähnlich sehen und  eine  bestimmte  Aufgabe  programmiert  werden  müssen,
                      mit KI­Steuerung vergleichbare Tätigkeiten wie Men­  soll die künftige Generation der Humanoiden dank ma­
                      schen verrichten können – bereits 2030 aktiv sein werden.  schinellem Lernen und universeller Form und Funktiona­
                      Weitere 15 Prozent sehen den Einsatz der KI­Roboter  lität (menschenähnlich!) nach kurzer Anlernphase sehr
                      bis dahin zumindest auf Teilgebieten voraus. Zehn Jahre  viele verschiedene Tätigkeiten übernehmen können.
                      später, 2040, werden die Humanoiden auf breiter Front
                      im Alltag präsent sein, prognostizieren 40 Prozent der  „KI-Roboter künftig so selbstverständlich
                      Befragten. 46 Prozent bleiben allerdings auch langfristig  wie Smartphones“
                      skeptisch; sie glauben nicht an den Aufmarsch der KI­Ro­
                      boter vor dem Jahr 2050.                     Die Kostenstruktur soll die humanoiden Helfer künftig
                                                                   für den Mittelstand erschwinglich machen, heißt es in der
                      Studienleiter Harald Müller ordnet die Umfrageergebnis­  Studie. Zu Anfang wird ein solcher Roboter etwa so viel
                      se ein: „Die entscheidende Frage ist, ob man KI­Roboter  kosten wie ein Kleinwagen, schätzen zwei Drittel der be­
                      als Sprunginnovation einstuft, vergleichbar mit dem In­  fragten Arbeitnehmer­ und Arbeitgebervertreter. Durch
                      ternet oder dem Smartphone. 20 bis 35 Prozent der Be­  Mietkauf und Leasing fällt er damit in den bei Firmen­
                      fragten gehen offenbar genau davon aus. Aber 40 bis 50  fahrzeugen üblichen Finanzierungsrahmen, meinen 48
                      Prozent sind skeptisch und folgen der Devise ‚Nichts wird  Prozent. Zudem werden KI­Roboter zügig im Preis fallen,
                      so heiß gegessen, wie es gekocht wird‘.“     sagen 58 Prozent der Befragten voraus. Beinahe ebenso
                                                                   viele (56 Prozent) gehen von Produktverbesserungen im
                      KI-Roboter gefährden Arbeitsplätze in großem Stil
                                                                   Jahresrhythmus aus. Studienleiter Harald Müller erklärt:
                   © Sync – stock.adobe.com  Der BWA­Geschäftsführer geht selbst allerdings davon  offenbar eine ähnliche Entwicklung wie bei Smartphones
                                                                   „Über die Hälfte der Befragten sieht bei den KI­Robotern
                      aus, „dass diese Entwicklung noch viel heißer wird als wir  voraus: Jedes Jahr werden die Geräte etwas besser. Aber bei
                      es heute absehen“ und rät Unternehmen und Gewerk­
                                                                   der Frage, ob Humanoide innerhalb der ersten 15  Jahre

                                                                                                          LogReal.Direkt 7
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