Page 7 - LogReal.direkt_Ausgabe_2_2022
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Standorte


































           häufiger werden Flächen von Nutzern bezogen, die sich  konstellationen, die mit der Dauer eines Logistikkon-  Ursache-Wir-
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           nicht in den sonst üblichen Top-Lagen befinden. Dabei  trakts synchronisiert sind, werden zugunsten langlau-  Neuordnung der
           sind nicht nur die üblichen  Top-8-Standorte gemeint,  fender Mietverträge abgelöst.       Standortmuster
           sondern auch solche, die sogar außerhalb der 29 Logis-
           tikregionen liegen. Diese sind seit jeher von hoher Logis-  Für die Zukunft ist zu erwarten, dass der Flächendruck
           tikintensität geprägt und weiterhin stark nachgefragt.  auch weiterhin zunimmt. Denn im Zuge der Pandemie
           Aber selbst dort sind Flächen zunehmend Mangelware.  hat sich Re- und Nearshoring zunächst nur tendenz-
           Somit werden frühere B- und C-Lagen auch jenseits der  haft niedergeschlagen. Die sich nun andeutende De-
           Logistikregionen zu gefragten Alternativen.   globalisierung wird zu einer autarker werdenden euro-
                                                        päischen Industrie und  Warenversorgung führen. Der
           Als gutes Beispiel für die Ausweichbewegung fungiert  Flächenbedarf aus dieser Richtung wird sich zwar nur in
           der Raum zwischen den Top-Logistikregionen Hamburg,  kleineren Teilen auf Deutschland fokussieren und stär-
           Bremen und Hannover. Hier hat sich die Bauaktivität  ker in Süd- und Osteuropa feststellbar sein. Aber es ist
           und damit Nutzernachfrage seit 2017 enorm intensi-  auch nur einer der wirkenden Treiber. Nach wie vor ist
           viert, wie die Rot-Färbung der nachfolgenden Karte do-  das E-Commerce-Potenzial in Deutschland nicht ausge-  Die Bauaktivität
           kumentiert. Auch für andere Landkreise als potenzieller  schöpft und das Produktionsmantra „Just-in-Time“ wird   von Logistikimmo-
                                                                                                     bilien findet immer
           Erweiterungsbereich um „klassische“ Standorte verteilt  sich zugunsten von „Just-in-Case“ wandeln und zu-  häufiger außerhalb
                                                                                                     klassischer Logistik-
           über ganz Deutschland trifft dies zu. Daneben gibt es  sätzliche Lagerfläche zur Sicherung kritischer   regionen statt
           Landkreise, in denen der Zuwachs an Fertigstellungen  Komponenten in der  Wertschöpfungskette
           noch moderat ausfällt. Diese „gelb“ markierten Land-  einplanen. Dieser Mehrbedarf wird sich eben-
           kreise verfügen häufig noch über größere zusammen-  falls nur in Teilen in den etablierten
           hängende Flächenpotenziale, z. B. in den Grenzgebieten  Logistikregionen realisieren lassen
           Westdeutschlands. Hier ist in der Zukunft von steigen-  und in die Nebenlagen auswei-
           den Fertigstellungen auszugehen.             chen. Es wird immer weniger eine
                                                        Ausnahme sein, sondern die neue
           Sicherlich ist diese Bewegung erst durch die äußeren  Realität der Standortmuster.
           Umstände notwendig geworden. Die Nutzer sind je-
           doch mehr als zufrieden mit ihren Flächen und gehen
           auch an diesen periphereren Standorten langfristige
           Mietverträge ein. Die Mieter wissen mittlerweile, dass
           die Verfügbarkeit von Grundstücken rar ist und die Aus-
           wahl an Ausweichmöglichkeiten im Falle einer anste-
           henden Veränderung gering ist. Sie scheuen unnötige
           Opportunitätskosten und sichern sich strategisch die
           Flächen. Selbst typische „Back-to-back“-Mietvertrags-


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