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Logistikimmobilien

                                             FRANKFURT (ODER)      wird. Dieser Situation muss sich der Markt stellen und
                                                                   auf der Deutschlandkarte nach Alternativen suchen.
                                   Mit diesem                      Aber auch „bei geopolitischen Maßnahmen wie der

                                                                   Neuen Seidenstraße wird ordentlich Geld in die Hand
                                          Standort                 genommen, womit bei bestimmten Gütergruppen
                                                                   Bahn­affine Standorte gegenüber und Luft­ und See­
                                                                   frachthubs in den Vordergrund rücken“, so Veres­Homm.
                           wird man sich                             Metropolregion Berlin/Brandenburg ist der E­Com­
                                                                      „Der größte  Treiber  der Logistikflächen  in  der


                              künftig mehr                         merce, der auch die  Versorgung der Bevölkerung
                                                                   sicherstellt“, erklärte Oliver  Wissel von BNP Pari­
                                                                   bas  Real  Estate.  „Mittlerweile  zahlen  Unternehmen
                              beschäftigen                         an den voll vermieteten  Top­Logistikstandorten in
                                                                   der Hauptstadtregion innerhalb des Berliner Auto­
                                                                   bahnringes mit über 7 Euro pro Quadratmeter die
                                                                   höchste Spitzenmiete innerhalb von Deutschland.“
                                                                      Nach dem Ausbau von Flächen vorrangig im Sü­
                                                                   den wie Großbeeren und Ludwigsfelde in den ver­
                                                                   gangenen  Jahren,  wird  die  zukünftige  Erweiterung
                                                                   verstärkt  im  Osten  Berlins  und Brandenburgs  liegen.
                                                                      Hierzu zähle, so Peter Bergmann von Alcaro Invest,
                                                                   explizit auch die nur eine Zug­Stunde von Berlin ent­
                                                                   fernte europäische Doppelstadt Frankfurt (Oder): „Die­
                                                                   ser Logistik­Hub der Zukunft liegt jetzt noch unter dem
                                                                   Radar, aber das  Thema Neue Seidenstraße sowie die
                                                                   leistungsstarken  Verkehrsträger Straße und Schiene
                                                                   und vor allem die Verfügbarkeit von Flächen und qualifi­
                                                                   zierten Mitarbeitern werden ihn beflügeln.“
                                                                      Das liegt auch an der guten Infrastruktur. Die quer
                                                                   durch Europa laufende E 30 bzw. BAB 12 verbindet Pa­
                                                                   ris bzw. Rotterdam mit Berlin, Warschau und Moskau
             Diskutierten auf der transport logistic 2019 über Brandenburgs zukünftige Rolle für Logistikentwick­  und mit 3,7 Millionen Lkw­Bewegungen jährlich gilt
                 lung in Deutschland und die Bedeutung von Logistik­Immobilien (v.l.n.r.): Uwe Veres­Homm
           (Geschäftsfeldkoordinator Logistik, Transport & Mobilität von der Fraunhofer­Arbeitsgruppe für Supply   Frankfurt (Oder) als einer der wichtigen paneuropäi­
            Chain Services SCS), Oliver Wissel (Director European Logistics Letting & Sales, BNP Paribas Real Estate   schen  Transportkorridore auf der Hauptverkehrsachse
              Berlin) und Peter Bergmann (Projektleiter der Alcaro Invest GmbH) sowie Moderator Rudolf Hämel
                                 (Geschäftsführender Gesellschafter der LogReal World GmbH).   zwischen West und Ost. Von hier aus können innerhalb
                                                                   von 1 bis 2 Stunden schon heute vier existierende große
                                                                   KEP­Einspeisungspunkte in der Metropolregion Berlin/
                                                                   Brandenburg per Lkw erreicht werden.
                                                                      Zudem verzeichnet das KV­Terminal Frankfurt (Oder)
                      „Wer in Logistik und Transport expandieren will – muss   als Top­Knotenpunkt mit einem Schienenumschlag von
                      Brandenburg im Fokus haben“, mit diesen Worten lei-  mehr als 100.000 TEU jährlich etwa 50 Zugverbindun­
                      tete Rudolf Hämel von LogReal.World auf der transport   gen pro Woche zu den Überseehäfen Hamburg, Bremer­
                      logistic die Podiumsdiskussion ein. „Denn Brandenburg   haven und Rotterdam, nach Polen, zum Duisport und an
                      hat Mitarbeiterpotenzial, große Flächen, kompetente   die weißrussische Grenze.
                      Mitarbeiter in den Wirtschaftsförderungen, Investoren      „Man muss sich jedoch die Frage stellen, wie sinn­
                      mit Weitblick und umfangreiche Fördermöglichkeiten.“  voll es ist, einen Zug nach Duisport durchfahren zu las­
                                                                   sen, um die Waren im Anschluss per Lkw wieder in die
                      „2050  wird der  Güterverkehr  in Deutschland  defini­  540 km entfernte Metropolregion Berlin zu verfrachten“,
                      tiv anders aussehen als heute“, berichtete Uwe Veres­   kommentierte Peter Bergmann. „Die  Bahn  spielt  zu­
                      Homm von der Fraunhofer­Arbeitsgruppe für Supply   künftig im Zuge einer klimaneutralen Neuausrichtung
                      Chain Services SCS aus der Helikopterperspektive. „Lo­  weltweiter logistischer Ströme eine große Rolle. Warum
                      gistiker stellen heute schon ihre bestehenden Standorte   sollten diese Cargo­Züge also zukünftig nicht in Frank­
                      auf  den Prüfstand, weil  das Thema Flächenverfügbar­  furt (Oder) halten, um ihre für diese Region bestimmten
                      keit  in Kombination mit  Arbeitsplätzen immer  akuter   Waren klimaneutraler hier zu entladen?“


                                                                                                  LogReal.Direkt  15
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