Page 30 - LogReal.Direkt_Ausgabe-4.2023
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Logistik | Special Bahn



           Bahnanbindung für die Logistikimmobilie
          Eigener Gleisanschluss oder


          Kombinierter Verkehr?





           Von Dipl.-Ing. Steffen Nestler | Geschäftsführer LUB Consulting GmbH, Dresden

           Wenn es um die Dekarbonisierung von Logistikketten  bahnanschlusses errichtet. Ausnahmen bildeten lediglich
           geht, kommt man derzeit – und das wird sich in den  Güterverkehrszentren (GVZ) und Binnenhäfen, die oh-
           kommenden Jahren nicht grundlegend ändern – an ei-  nehin über einen Bahnanschluss verfügen.
           ner Verlagerung von Straßenverkehren auf die Schiene   Neben der Möglichkeit, dort einen bestehenden
           nicht vorbei. Zwar zeichnet sich am fernen Horizont  Gleisanschluss für seine Immobilie zu nutzen bzw. die-
           die Perspektive des klimaneutralen Lkw-Transports mit  sen mit vertretbarem Aufwand herzustellen, verfügen
           alternativen Antrieben bereits ab. Angesichts eines noch  diese  Standorte  in  der  Regel  auch  über  eine  öffentliche
           sehr begrenzten Fahrzeugangebots, hoher Anschaffungs-  Ladestraße oder eine Umschlaganlage des Kombinierten
           kosten, begrenzter Reichweiten und der quasi noch nicht  Verkehrs (KV), die auch aus dem weiteren Umfeld ange-
           vorhandenen öffentlichen Lade- bzw. Tankinfrastruktur  fahren werden kann. Hier werden die Waren in standardi-
           für Lkw wird es wohl noch geraume Zeit dauern, bis sich  sierten Ladeeinheiten wie Container oder Sattelanhänger
           der CO2-neutrale Schwerverkehr auf der Straße etabliert.  zwischen Straße und Schiene umgeschlagen. Bundes- und
                                                        europaweit gibt es ein dichtes Netz dieser KV-Terminals .
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           Warenströme auf ihre Bahntauglichkeit überprüfen  Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Bahntransport ist
                                                        ohne eigenen Gleisanschluss möglich und der Warenstrom
           Da der Straßengüterfernverkehr in Deutschland zu einem  muss keinen ganzen Zug füllen. Natürlich klingt das in der
           nicht unerheblichen Anteil von ausländischen Unterneh-  Theorie einfacher als es in der Praxis ist: Nicht immer pas-
           men durchgeführt wird, müssen sich zudem die neuen  sen die in den KV-Terminals angebotenen Verkehrsrelatio-
           Lkw-Antriebe nicht nur hierzulande sondern europaweit  nen zu den Empfangs- oder Versandorten der Waren.
           marktwirksam durchsetzen. Daher lohnt es sich also als   Und nicht zuletzt kann der Transport im klassischen
           Verlader, die eigenen Warenströme auf ihre Bahntauglich-  Wagenladungsverkehr für bestimmte Gutarten beim Vo-
           keit zu überprüfen bzw. anzupassen oder als Entwickler  lumen oder beim Transportgewicht Effizienzgewinne im
           einer Logistikanlage deren Anbindung an die Schiene in  Vergleich zum Behälterverkehr bieten. Insbesondere wenn
           Erwägung zu ziehen. In der Vergangenheit wurden neue  regelmäßige, bündelungsfähige Verkehrsmengen (im
           Produktions- und Logistikanlagen überwiegend auf neu  Ideal fall zumindest teilweise paarig) vorliegen und auch
           entwickelten Gewerbeflächen in der Nähe eines Auto-  auf der Gegenseite des Transports ein Gleisanschluss be-

































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