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Logistikimmobilien

           ZWISCHENRUF                                  Kaltmiete ins Gewicht. Und während sich eine schein­
                                                        bar günstige, aber energetisch ineffiziente Lagerhalle
          Warum                                         heute noch rechnen mag, kann dies in fünf oder zehn

                                                        Jahren bereits ganz anders aussehen.
          Nachhaltigkeit                                Es gibt  jedoch  noch  einen zweiten  Nachhaltigkeits­

                                                        aspekt, der in einigen Jahren über das Wohl oder Weh
          bei Logistik-                                 einer Logistikansiedlung entscheiden wird: Die Qualität

                                                        des Arbeitsplatzes. Ende des vergangenen Jahres zeigte
          immobilien                                    eine logix­Studie auf, dass in einigen deutschen Logis­
                                                        tikregionen nicht mehr der Flächenmangel, sondern der
                                                        Arbeitskräftemangel die zentrale  Wachstumsbremse
          kein weicher                                  darstellt. Während die Nachfrage nach Logistikleistun­
                                                        gen in den kommenden Jahren aller Wahrscheinlichkeit
          Faktor ist                                    nach weiterhin so stark steigen wird wie zuletzt, wird
                                                        unter den Dienstleistern ein noch viel stärkerer Kampf
                                                        um die Arbeitnehmer entbrennen. Spätestens dann
                                                        werden sich, heute scheinbar sekundäre Details wie das
           Von Philipp Pferschy,                        Raumklima oder Lichtbänder, die eine natürliche Tages­
           Vorstand GIEAG Immobilien AG                 lichtbeleuchtung ermöglichen, sowie eine ästhetisch
                                                        ansprechende Immobilie von der Kür zur Pflicht werden.




           Wenn ein Entwickler oder Eigentümer von Logistikim­
           mobilien den Begriff Nachhaltigkeit hört, denkt er wo­
           möglich  an  „grüne“  Pilotprojekte,  die CO ­Neutralität
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           und niedrige Energieverbräuche versprechen – oder
           an DGNB­ beziehungsweise LEED­Zertifizierungen, die
           inzwischen sogar die Qualität der Raumluft bewerten.
           Aber seien wir ehrlich. Bei einer Mietvertragsverhand­
           lung geht es nach wie vor in der Regel um zwei völlig
           andere Punkte. Erstens: Passen die Flächen zu den Nut­
           zungsanforderungen des Unternehmens? Und zwei­
           tens: Wie hoch ist der Preis?


           Das soll nicht etwa heißen, dass Logistikunternehmen
           keinen Wert auf ökologische und energiesparende Kon­
           zepte legen. Aber in einer Branche, die so stark vom
           Margendruck geprägt ist wie die Logistikwirtschaft,
           verwundert es nicht, dass zurzeit eine Entscheidung
           zwischen  „nachhaltig“  beziehungsweise  „energiespa­
           rend“ und „günstig“ oftmals unter rein ökonomischen
           Gesichtspunkten getroffen wird. Einige Logistikimmo­
           bilienprojekte werden daher vor allem im Hinblick auf
           eine möglichst geringe Kaltmiete entworfen.


           Hier jedoch kommt ein entscheidender Zukunftsfaktor
           zum Tragen. Infolge der rasanten Automatisierung der
           Intralogistik sowie der Revolution der E­Mobilität wird
           vor allem eine hohe Energieeffizienz zum handfesten
           wirtschaftlichen  Faktor.  Je mehr  Technik  zum  Einsatz
           kommt, und je mehr Elektrofahrzeuge – allein schon in­
           folge steigender Umweltauflagen – eingesetzt werden,                                      Von Philipp Pferschy,
                                                                                                     Vorstand GIEAG
           desto stärker fallen die Betriebskosten im Vergleich zur                                  Immobilien AG

                                                                                                  LogReal.Direkt  35
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