StartSonstigesTechnikInvestoren setzen auf Startups für Kampfdrohnen

Investoren setzen auf Startups für Kampfdrohnen

Der Begriff „Defense-Tech“ hat in den letzten Jahren eine steile Karriere gemacht. Er bezieht sich auf Technologien und Innovationen im Bereich der Verteidigung und umfasst eine breite Palette von Technologien und Startups, die von Militärs und Verteidigungsunternehmen entwickelt werden, um die Sicherheit und Effektivität von Verteidigungsoperationen zu verbessern. Defense Tech umfasst verschiedene Bereiche, darunter Waffen- und Rüstungssysteme, Kommunikationstechnologien, Überwachungs- und Aufklärungssysteme, Cyberabwehr, unbemannte Fahrzeuge – wie Drohnen -, Raketenabwehrsysteme, Künstliche Intelligenz, Robotik und vieles mehr. Das Ziel besteht darin, den Streitkräften modernste Werkzeuge und Technologien zur Verfügung zu stellen, um ihre Verteidigungsfähigkeiten zu stärken und sicherzustellen, dass sie den Herausforderungen in einer sich ständig verändernden Sicherheitslandschaft gewachsen sind.

Durch die Entwicklungen im Rahmen des Ukrainekrieges besonders in den Fokus geraten sind unbemannte Systeme, besser bekannt unter dem Begriff „Kampfdrohen“. Hier hat sich ein weites Feld für Startups entwickelt, die in letzter Zeit zunehmend auf das Interesse von Investoren stoßen. So hat Sequoia Capital angekündigt, 62 Millionen US-Dollar in Stark Defense zu investieren, ein Berliner Startup, das aktuell bereits mit einem Wert von 500 Millionen Dollar bewertet ist. Zu den Investoren von Stark gehören ansonsten auch der umstrittene Tech-Investor Peter Thiel, In-Q-Tel, NATO Innovation Fund, Project A Ventures und Doepfner Capital von Moritz Döpfner (Sohn des Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner). Stark Defense wurde 2024 von Florian Seibel und Sven Kruck gegründet. Das Unternehmen setzt auf Kampfdrohnen (im NATO-Jargon: Loitering Munition System). In der Selbstbeschreibung heißt es: “Stark is a new kind of European technology company, reshaping the future of defence technology to give NATO a decisive edge.” Stark übernahm zuletzt das junge Berliner Startup Pleno, das ein “Autonomous Operating System für Drohnen” entwickelt.

Der Berliner Investor Project A Ventures setzt ebenfalls verstärkt auf das Trendthema Defense-Tech. Gemeinsam mit Expeditions Fund (Warschau) und Superangel, einem Frühphasen-Investor aus Estland, investieren die Hauptstädter rund um Florian Heinemann 7,5 Millionen Euro in Project Q. Das Defense Tech-Unternehmen, 2024 von Leonard Wessendorff und Frank Christian Sprengel in München gegründet, entwickelt “intelligente, interoperable Systeme, die in Echtzeit ein umfassendes Lagebild liefern, operative Entscheidungen unterstützen und damit Europas technologische Souveränität im Verteidigungsbereich stärken”.

Das ebenfalls in München ansässige Münchner Defense-Tech-Unternehmen Quantum Systems, das auf elektrisch angetriebene Drohnen samt Multisensor-Technologie setzt, ist laut deutsche.startups.de derzeit eine der heißesten deutschen Techfirmen überhaupt. Balderton Capital, Hensoldt, Airbus Defence and Space und Co. investierten kürzlich 160 Millionen Euro in das Unternehmen, das 2015 gegründet wurde. Insgesamt sammelte Quantum Systems bisher rund 310 Millionen ein. Im Zuge der letzten Investmentrunde wurde das Unternehmen erstmals mit einer Milliarde US-Dollar bewertet und darf sich somit nun Unicorn nennen. Nun steht wohl erneut eine Investmentrunde an. Mehrere Kapitalgeber erwägen laut Handelsblatt, ihre Beteiligung auszubauen und erneut einen Betrag im mittleren dreistelligen Millionenbereich zu investieren.

Das dritte Münchner Defence-Tech-Unternehmen Helsing zählt ebenfalls zu den am höchsten bewerteten Startups Europas. Kerngeschäft von Helsing ist Software und Künstliche Intelligenz. Gundbert Scherf ist einer der drei Gründer und Co-CEO des Unternehmens. Scherf war zuvor als Sonderbeauftragter im deutschen Verteidigungsministerium und Partner des Beratungsunternehmens McKinsey tätig. Der Mitgründer und Co-CEO Torsten Reil, ein Biologe, hatte einst den britischen Videospiele-Entwickler Natural Motion mitgegründet. Der Dritte im Bunde, Niklas Köhler, kommt aus der KI-Forschung und ist Co-Leiter für Technik. Ähnlich unterschiedlich ist der Hintergrund vieler Mitarbeiter: ehemalige Offiziere verschiedener Streitkräfte sowie wie Tech-Nerds.

Die ersten 8,5 Millionen Euro für die Gründung haben keine Großinvestoren, sondern Family-Offices und Einzelpersonen aufgebracht. Damals, nach der ersten Trump-Präsidentschaft in den USA, hätten viele die Rückkehr einer gewissen Normalität erwartet, erklärt Scherf gegenüber der NZZ (Neuen Zürcher Zeitung). Die drei Gründer sahen das schon damals anders. Für sie sind Europa und die Demokratie «under attack», und sie wollen «KI zum Schutze der Demokratie nutzen». Bei der letzten Finanzierungsrunde im Juni ist Helsing mit 12 Milliarden Euro bewertet worden. Am Münchner Hauptsitz und an weiteren Standorten in Europa beschäftigt das Unternehmen inzwischen 600 Mitarbeiter. Hinzu kommen 275 Beschäftigte der Grob Aircraft, eines Herstellers von Flugzeugen aus Verbundwerkstoffen im bayrischen Tussenhausen.

Bekanntheit erlangte Helsing als Lieferant von Einweg- oder Kamikaze-Drohnen für die Ukraine. Auf einen ersten Auftrag über 4.000 Kampfdrohnen folgte im Februar 2025 die Ankündigung, 6.000 weitere Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte zu produzieren. Dabei tritt Kiew als Auftraggeber auf, während Deutschland die Finanzierung übernimmt.

Bildquelle: Adobe Stock

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