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Fit im Job
Ruth Böhr
Ruth Böhr
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Die Kolumne von Ruth Böhr
Konflikte im Büroalltag Ruth Böhr ist
Ärztin und NLP-Master
sowie Abteilungs-
direktorin a.D.
Aktuell gibt es weltweit zahlreiche größere Konflikte, » Säubern des Kühlschrankes (in der Regel keine Auf-
welche durch politische Spannungen, ethnische Rivali- gabe der Reinigungskraft).
täten und territoriale Ansprüche ausgelöst werden. Die » Nicht abgesprochenes Entwenden von Vorräten aus
Folgen sind humanitäre Krisen und Menschenrechtsver- dem gemeinsamen Kühlschrank.
letzungen. Mit all diesen Konflikten werden wir täglich » Sarkastische Bemerkungen. Aggressiver Kommuni-
in den Medien konfrontiert und müssen diese Informa- kationsstil. Schlechtes Reden über Mitarbeiterinnen
tionen verarbeiten, auch wenn wir nur indirekt davon und Mitarbeiter.
betroffen sind. Gefühle von Angst und Hilflosigkeit, die » Brodelnde Gerüchteküche.
mit dem Bewusstsein des Kontrollverlustes einhergehen, » Vermeidung von Augenkontakt.
machen sich breit. Dies bedeutet, dass die Beschäftigten » Abschätzende Blicke, Augenrollen etc.
möglicherweise auf verschiedene Probleme privat und im » Isolation von einzelnen Personen.
Büroalltag nicht mehr angemessen reagieren und auf ein
grundlegendes instinktives Kampf- oder Fluchtverhalten Erste Schritte zur Problemlösung
zurückgreifen. Daher ist es von Vorteil, frühzeitig Proble- » Sprechen Sie die Beobachtungen und Auffälligkeiten
me zu erkennen und effektiv zu lösen. sofort im Team an.
Nichtigkeiten haben das Potenzial zu größeren Kon-
flikten heranzuwachsen, sodass es wichtig ist, die ersten » Wählen Sie einen neutralen Ort für das Gespräch.
» Sichern Sie ein ausreichendes Zeitfenster für die Aus-
Anzeichen zu erkennen, die die Arbeitsatmosphäre und sprache.
Produktivität negativ beeinflussen. Denn je länger ein » Achten Sie auf eine transparente und wertschätzende
Konflikt besteht, desto schwieriger wird es, ihn intern Kommunikation, um die bestehenden Spannungen
zu lösen. Die häufigsten Ursachen von beruflichen Kon- abzubauen.
flikten sind Kommunikationsprobleme, Machtfragen, » Vorwürfe und Verallgemeinerungen sind zu vermeiden.
unterschiedliche Ziele und Persönlichkeitsunterschiede. » Jeder aus dem Team darf ausreden und alle hören
Den Umgang mit diesen Problemen lernen wir in Semi- aufmerksam zu.
naren und Workshops unter Anleitung von kompetenten » Die Beteiligten sollten versuchen, die Sichtweise des
Trainerinnen und Trainern. Daneben jedoch gibt es viele anderen einzunehmen.
alltägliche Situationen, mit denen wir ständig konfron- » Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen.
tiert werden und die zu gravierenden Missstimmungen im » Anzustreben ist eine Win-Win-Situation.
Team führen:
» Findet das Team keine Einigung, sollte im 2. Schritt ein
» Arbeit auf Kollegen abwälzen. neutraler Dritter zur Mediation beigezogen werden.
» Mangelnde Weitergabe von Informationen. Oft findet sich lediglich ein Kompromiss, von dem Willy
» Streit um die Raumtemperatur und Ausstattung des Reichert (deutscher Komiker) sagt:
Büros (z.B. Bilder an den Wänden, Blumen).
» Ein- und Ausräumen der Spülmaschine in der Gemein- „Ein Kompromiss ist ein Übereinkommen, bei dem man
schaftsküche. vorgibt, dass man nachgibt.“
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