Page 6 - LogReal.direkt_Ausgabe_3_2022
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Logistikimmobilien
CO -BEPREISUNG
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Möglicher Zündstoff
zwischen Mieter
und Vermieter
Von Rainer Koepke, Head of A&T Industrial & Logistics
und Steffen Weigel, Team Leader Commercial Property
Management, CBRE Germany
Doch nicht zur Hälfte geteilt, sondern eine progressive Hinzu kommt, dass gerade im Logistiksegment – zu-
Staffelung je nach Nachhaltigkeitsniveau? Mit dieser sätzlich zu den erheblich gestiegenen Energiekosten
Initiative, die bereits für Wohnimmobilien beschlosse- – empfindliche Mehrkosten für den CO -Preis in Höhe
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ne Sache scheint, könnte bis Ende 2025 auch die CO - von mehr als 50 Prozent entstehen werden. Diese Effek-
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Bepreisung für Logistikimmobilien und andere Nicht- te fallen im Gegensatz zu Büronutzungen und anderen
wohngebäude angepasst werden. Die Grundidee er- Flächen mit verhältnismäßig höheren Kaltmieten und
scheint dabei sinnvoll: Je nachhaltiger und energie- geringeren Energieverbräuchen stärker ins Gewicht. Die
sparender eine Immobilie ist, desto höher soll der pro- Mieterschaft, die im Logistiksegment ohnehin eher mit
zentuale Anteil des Mieters an der neuen Abgabe ausfal- geringen Margen operieren muss und durch die explo-
len. Für regelrechte Energieschleudern soll hingegen der siven Teuerungen bei den Energiepreisen sehr stark ein-
Vermieter den Löwenanteil begleichen. Dennoch kann geschränkt ist, muss nun mit weiteren Kosten rechnen.
dies problematisch werden, denn bereits die jetzige Re-
gelung sorgt bei Mietern und Vermietern für Belastung. In vielen Fällen dürften jedoch die Vermieter potenziell
noch stärker betroffen sein, da nun Mehrkosten ent-
Status quo stehen, die im Businessplan nicht vorgesehen sind. In
50-50-Regelung sorgt für Komplikationen schwerwiegenden Fällen könnte damit die Wirtschaft-
Aktuell existieren weder ein genaues Modell noch lichkeit des gesamten Immobilieninvestments infra-
Grenzwerte für Logistikimmobilien. Vielmehr wird die ge gestellt werden. Eine entsprechende Erhöhung der
vorgesehene 50-50-Aufteilung zwischen Mieter und Kaltmieten ist aufgrund des Margendrucks der Mieter
Vermieter auch für den gewerblichen Bereich kom- wahrscheinlich oft nicht durchsetzbar.
men. Erst im Jahr 2024 könnte eine Nachfolgerege-
lung beschlossen werden, die dann zum Jahreswechsel Vorbild Wohnen
2025/2026 greift. Kommt 2025 ein Zehn-Stufen-Modell?
Künftig kann es jedoch sein, dass ein weiteres, noch
Doch bereits jetzt sorgt die aktuelle Regelung für er- komplizierteres Modell in Kraft tritt. Dieses dürfte sich
hebliche bürokratische Mehraufwände. Bei einem Mul- grob an die aktuelle Kategorisierung aus dem Wohnim-
ti-Tenant-Objekt beispielsweise kann es dazu kommen, mobiliensegment halten. Dort soll es – Stand Ende Mai
dass die Vermieter in Vorkasse treten und unterjährig – zehn verschiedene Kategorien geben, die mit zehn
das Kostenrisiko tragen müssen. Bei Single-Tenant- unterschiedlichen prozentualen Verteilungen der Aus-
Objekten, bei denen der Mieter den Energiebezug selbst gaben zwischen Mieter und Vermieter vorgesehen sind.
steuert, müssen wiederum die Mehrkosten an den Ver- Für die am wenigsten nachhaltige Kategorie muss der
mieter weiterbelastet werden. Beide Varianten sind Vermieter ganze 90 Prozent des CO -Preises überneh-
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nicht nur mit Aufwänden verbunden, sie erfordern wo- men. Gleichzeitig soll dieser CO -Preis bis zum Jahr 2025
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möglich auch eine Anpassung der Rahmenverträge. sukzessive steigen.
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