Page 24 - LogReal.direkt_Ausgabe_6_2019
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Logistik


          Wie kann


          die Zukunft


          der Ver- und


          Entsorgung


          von Städten


          aussehen?




           Von Ekart Kuhn, Gesellschafter der 2018 gegründeten   Als einen dieser Bausteine sehen wir unterirdische Wa-
           Smart City Loop                              rentransporte auf der sogenannten „vorletzten Meile“.
                                                        Ein entscheidender Faktor ist hierbei, dass das System
                                                        intelligent in die vor und nachgelagerten Logistikkon-
                                                        zepte eingebunden wird. Die logistischen Anforderun-
          Wie können unsere Stadtbewohner zukünftig mit Wa-
                                                        gen der anderen Teilnehmer am Warentransport sollen
          ren des täglichen Lebens versorgt werden? Wie werden
                                                        berücksichtigt werden auch im Hinblick auf zukünftige
          Wertstoffe aus der Stadt heraus transportiert? Bei allen
                                                        Entwicklungen.
          Diskussionen über Veränderungen in der Verkehrspoli-
          tik hört man einen Punkt eigentlich gar nicht: Wie soll   Als erstes Unternehmen hat Smart City Loop ein ganz-
          zukünftig die Ver- und Entsorgung in Städten erfolgen?   heitliches  System  entwickelt,  das  bewährte  Technolo-
          Täglich müssen Lebensmittel und andere Waren gelie-  gien zu einem neuen System miteinander verbindet
          fert, Unternehmen versorgt, Pakete ausgeliefert (jähr-  und die Logistik in die Ballungszentren zukunftsfähig
          lich allein bis zu 4 Mrd. Stück – Anteil am gesamten    machen  wird.  Ziel  sind  zügig  umsetzbare  und  wirt-
          Volumen aller Warenlieferungen 10 %) und Wertstoffe   schaftlich darstellbare Lösungen unter Einbeziehung
          wie Kartonage, Kunststoff und Glas entsorgt werden.  von zukünftigen Mobilitätsanforderungen und entspre-
                                                        chenden Umweltauflagen.
          Bei einer Liefermenge von rund 20 Paletten mit Ware pro
          Tag für einen mittelgroßen Supermarkt erscheint hier   Doch wie soll das aussehen? Je nach  Topografie und
          die Lösung „Lastenfahrrad“ vielleicht etwas überfordert.  Streckenlänge kommt beim Röhrenbau entweder das
          Wichtig sind hier also innovative Ansätze, die nicht nur   Rohr- oder Schildvortriebverfahren zum Einsatz, die je-
          eine Reduzierung des Straßenverkehrs, sondern auch   den Tag im Kanalbau eingesetzt werden und keine auf-
          eine Reduzierung der Schadstoff- und Lärmemissionen   gerissenen Straßen, sondern nur Zugangsschächte für
          bei gleichzeitiger Verbesserung der Versorgungssicher-  die  Bohreinrichtungen  in  größeren  Abständen  benöti-
          heit und -effizienz leisten können. Dies erfordert auch   gen. Beispiele für den Bau solcher Röhren: Fernwärme-
          neue Konzepte und innovative Ansätze an die zukünftig   tunnel und Düker unter dem Rhein bei Köln, Starkstrom-
          benötigten Logistikflächen und -immobilien.   leitungen unter der Elbe bei Hamburg. In diesen Röhren
                                                        werden Paletten mittels fahrerloser  Transportsysteme
          Es besteht also dringender Handlungsbedarf für zu-
                                                        oder elektrischer Bodenbahnen transportiert – bewähr-
          kunftsfähige Lösungen. Und dass – auch aufgrund ei-
                                                        te  Technik, bekannt aus Hochregallägern und  Verteil-
          nes steigenden Umweltbewusstseins der Bevölkerung
                                                        zentren genauso wie die benötigten Vertikalförderer in
          und dem damit verbunden Druck auf Politik und Wirt  -
                                                        den Ein- und Ausschleussstationen.
          schaft – möglichst kurzfristig. Eines ist dabei sicher – es
          wird keine Universallösung geben. Es muss ein gesun-  Wie erfolgt nun die Vernetzung der unterschiedlichen
          der, innovativer Mix unterschiedlicher Logistikkonzepte   Systeme und der angrenzenden Teilnehmer der Logis-
          im ple mentiert werden, um in Zukunft die Innenstäd-  tikkette? Anstatt Waren von den GVZs (Güterverteilzen-
          te weiterhin beliefern zu können. Diese müssen dabei   tren) bis in die Innenstädte mit großen Dieselfahrzeu-
          idealerweise nicht nur kurzfristig umsetzbar und wirt-  gen zu befördern, soll dies soweit es geht unterirdisch
          schaftlich sinnvoll sein, sondern ineinandergreifen und   erfolgen. Die Waren werden dazu in den GVZs kommis-
          sich ergänzen.                                sioniert, sequenziert und über eine digitale Plattform



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