Page 12 - LogReal.direkt_Ausgabe_4_2019
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Logistik
Fluch oder Segen der Digitalisierung –
Ein Tag im Leben eines Lagerleiters im Jahr 2029
Von Prof. Dr. Michael Schröder
„Mutig machen“ – so lautet das Motto des diesjährigen Deutschen Logistik-Kongresses, ein Motto, das passend ge-
wählt wurde, denn ist es nicht die ständige Angst vor allem und jedem, der den modernen Deutschen umtreibt? Eine
Gesellschaft, die in der Vergangenheit großartige Dinge hervorbrachte, die die Welt revolutionierten. Die früher mutig
war und heute immer und überall das Böse sieht: Kein Bauzaun ohne Bürgerproteste, keine Straße ohne angeblich
seltene Molche und keine Erfindung ohne den vermuteten Untergang der Menschheit.
Selbstverständlich gab es auch in der Vergangenheit an
allen Ecken Skeptiker – so gab es eine Studie von Eisen-
bahngegnern Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, die
besagte, die Geschwindigkeit der ersten Dampflokomo-
tiven von „unglaublichen“ 35 km/h wären tödlich für
den menschlichen Körper. Auch gab es Unkenrufe zu
Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, das Automobil
werde sich nie durchsetzen, es gebe ja die etablierten
und unerschütterlichen Pferdefuhrwerke.
Die Geschichte von Lobbyisten und Totalverweigerern
war und ist lang. Die Geschichte ließe sich auch kon-
sequent weitererzählen bis heute – genau genommen
bis zum Einsatz von Hard- und Software in Betrieb und
Haushalt. Wozu sollte man 1990 Winword nutzen? Es
gibt doch die Sekretariate mit Schreibmaschinen. Und
was soll das Internet bringen? Es gibt doch 1998 noch
den guten Straßenatlas im Auto und die Musik-CDs bei
Media Markt und Co.
Wenn man eines aus der Geschichte lernen kann, dann
ist es die Erkenntnis, dass erstens alles ohnehin kommt,
wie es kommen soll, zweitens wir als Menschen den
Fortschritt nicht aufhalten können und drittens alles
nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Oder
anders gesagt: Ist die Welt wirklich schlechter gewor-
den durch die Eisenbahn, das Automobil, den PC? Sind
wir beim Begriff der Digitalisierung, also der kon-
sequenten Weiterentwicklung von dem,
für was der PC stellvertretend zu
Beginn stand, nicht in der
gleichen Situation?
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