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Logistik
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Nach New York umgeleitete Container haben eine um chende Flotte verfügen, sind die Verlader gezwungen, für
66 Prozent längere Verweildauer. diese Ladungen höhere Tarife zu zahlen, da es sich nicht
Bei Containern, die nach Norfolk (Abb. 5) umge- um vertraglich vereinbarte Routen handelt.
leitet werden, ist die Differenz in der Verweildauer noch Neben den gestiegenen Frachtkosten gehen Verlader
größer. Die umgeleiteten Container verweilen rund fünf auch das Risiko ein, Lagergebühren für diese Container
Tage im Hafen, während die anderen Container nur rund zu zahlen, wenn diese den Hafen nicht rechtzeitig ver-
zweieinhalb Tage im Hafen bleiben. Das bedeutet, dass lassen. Sobald ein Container in einem Hafen ankommt,
die umgeleiteten Container doppelt so lange auf ihre Ab- haben Verlader eine bestimmte Zeit, um ihn abzuholen,
fertigung warten. üblicherweise zwischen drei und fünf Tagen. Wenn der
Bei einer Verfügbarkeit von fünf freien Tagen wer- Container nicht innerhalb dieser Frist abgeholt wird, fal-
den für einen umgeleiteten Container im Durchschnitt len tägliche Gebühren an, die normalerweise zwischen 75
200 Euro an Liegegeld berechnet. Diese Summe steigt, je und 300 Euro liegen. Die Frachtkosten und die Anzahl
weniger freie Tage zur Verfügung stehen. Auch wenn 200 der freien Tage variieren je nach Verlader und sind oft in
Euro auf den ersten Blick nicht viel erscheinen mögen, so den Verträgen festgelegt. Das Diagramm „Durchschnitt-
wurden doch im Jahr 2023 in Baltimore 1,1 Millionen liche geschätzte Liegegebühren pro Container“ (Abb. 6)
TEU-Container umgeschlagen, was durchschnittlich zeigt eine Prognose auf Basis eines täglichen Satzes von
etwa 21.000 pro Woche ausmacht. Dies könnte wöchent- 150 Euro, der für einen umgeleiteten Container in New
lich vier Millionen Euro an Liegegeldern bedeuten und York und Norfolk aufgrund der durchschnittlichen Ver-
somit zu einem unerwarteten Anstieg der Transportkos- weildauer ermittelt wurde.
ten führen.
Dies weist nicht auf Probleme im Hafenbetrieb hin,
sondern darauf, dass Verlader Schwierigkeiten haben, Spe-
diteure zu finden, die die Container in ihren neuen Häfen
abholen. In der Regel haben Verlader mit Spediteuren Ta-
rife für häufig befahrene Handelsrouten vereinbart. Wenn
jedoch ein Verlader nicht regelmäßig Sendungen in diese
Häfen erhält, kann es innerhalb seines bestehenden Spedi-
tionsnetzes schwierig sein, einen Spediteur zu finden, der
sie abholt. Selbst wenn ihre Spediteure über eine entspre-
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