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Logistik
Puzzle mit System Maßnahmen zur weiteren Verlagerung von Verkehren
auf die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiene
und Binnenschiff sind nicht zuletzt mit den Masterplä-
– Zugang zum nen Schienengüterverkehr und Binnenschifffahrt in die
Wege geleitet worden. Die Revision des Klimaschutz-
gesetzes, der europäische Green Deal und die Willens-
Kombinierten bildung zu grüneren Transporten erhöhen zudem den
gesellschaftlichen und politischen Druck ein nachhal-
tigeres Transportsystems zu nutzen: den Kombinierten
Verkehr flexibel Verkehr!
Vor diesem Hintergrund ist ein wettbewerbsfähiges
gestalten Gesamtsystem KV und der dafür notwendige Kapa-
zitätsausbau zielgerichtet umzusetzen. Es ist wie ein
Puzzle, ein systematisches Vorgehen schafft aus vielen
Baustellen ein Gesamtbild. Die Lücken im bestehenden
System müssen systematisch geschlossen werden, das
ginge mit einem europäischen Denken wie bspw. einem
Von Clemens Funktionsfähige Logistikstandorte garantieren maß- „Masterplan Kombinierter Verkehr“.
Bochynek geblich die Wertschöpfungsprozesse in Produktion und
Export. Diese Knoten sind elementare Bestandteile der Die rechtzeitige Sicherung der für KV Terminals geeigne-
Wirtschaft, sowohl als Verteilerstandorte für Ver- und ten Flächen ist ein erheblicher Faktor für ein zukunftsfä-
Entsorgung von Industriezentren als auch als eigene higes System. Die aktuelle Diskussion zur Novellierung
lokale Wirtschaftsräume und Verkehrsknoten. Um den der KV Förderrichtlinie zeigt dies recht plakativ, die Be-
hohen Anforderungen der Abfertigung steigender Men- rücksichtigung von Flächen hat einen anderen Stellen-
gen in immer kürzeren Zeitfenstern gerecht zu werden, wert bekommen: Satellitenflächen, erweiterte Abstell-
ist es notwendig, dass auch Knotenpunkte im Kombi- flächen. Das sind wichtige Signale für den Betrieb einer
nierten Verkehr (KV) sich fortlaufend weiterentwickeln. Umschlaganlage mit chronisch knappen Flächenres-
Der reibungslose Wechsel zwischen den Verkehrs- sourcen.
trägern erfordert eine effiziente Nutzung der begrenz-
ten Infra- und Suprastruktur und einen zielgerichteten In einer Studie des BAG zur Raumplanung in Binnenhä-
Kapazitätsausbau. Prognosen sagen einen erhebli- fen gaben beispielsweise 64 % der befragten Binnen-
chen Anstieg des Güterverkehrs in den Jahren bis 2030 häfen an, dass ihre Verkehrsinfrastruktur zu mindes-
voraus. tens 75 % ausgelastet ist. Das bedeutet, dass mehr als
zwei Drittel der hafenbezogenen Logistikknoten für den
Seehafenhinterlandverkehr bereits hoch bis sehr hoch
ausgelastet sind und damit die Aufnahme der prognos-
tizierten Mengensteigerungen im Güterverkehr in den
nächsten Jahren nicht effektiv über diese Logistikknoten
abgewickelt werden können. Allein im Bereich der Bin-
nenhäfen planen gemäß der BAG Studie 23 Standorte
(ein Drittel der befragten Unternehmen) eine Erweite-
rung/Ausbau des Hafens in den nächsten Jahren.
Dabei sollen die geplanten Flächenerweiterungen in ho-
hem Maße die Engpässe bei KV Umschlaganlagen an-
gehen, um den Umschlag der prognostizierten Mengen
bewältigen zu können.
Clemens Bochynek Ein starker Fokus auf den umweltfreundlichen KV wird
ist Geschäftsführendes hierbei deutlich. Der Druck auf die Bereitstellung ausrei-
Vorstandsmitglied
der SGKV e.V. chender Umschlagkapazität insbesondere im KV (Cont-
(Studiengesellschaft für
den Kombinierten Verkehr) ainer, Wechselbrücken, Sattelanhänger) in den Häfen ist
in Berlin;
Kontakt: www.sgkv.de hoch. Die Optionen zur Steigerung der Kapazitäten lie-
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