Page 48 - LogReal.direkt_Ausgabe_5_2017
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: : Logistik
Von Gunnar Anger | Geschäftsführer ParcelLock
Paketkästen – eine Alternative
für die letzte Meile?
Besonders die letzten Jahre haben gezeigt, wie eng die Kurier- und Paketbranche mit dem konstant stark wachsenden E-Commerce
zusammenhängt. Gemäß des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel hat sich seit 2006 der Umsatz im Online-Handel
verdreifacht. Für 2017 wird ein Zuwachs von elf Prozent erwartet.
Dementsprechend zieht auch das Wachstumstempo der immer noch das Problem der persönlichen Annahme be-
KEP-Branche deutlich an. Schon im Jahr 2016 wurde die stehen bleibt, ermöglichen Paketkästen eine signifikante
Schallmauer von drei Milliarden Sendungen in Deutsch- Steigerung von erfolgreichen Erstzustellungen. Mit Pa-
land durchbrochen. Das entspricht laut der BIEK-Studie ketkästen für Einfamilienhäuser und Paketkastenanlagen
2017 mehr als zehn Millionen Zustellungen pro Tag. Be- für Mehrfamilienhäuser sowie öffentlich zugänglichen
reits im Jahr 2021 muss mit einem Zustellvolumen von Paketstationen an verkehrsgünstigen Punkten, lässt sich
bis zu 4,1 Milliarden Paketen gerechnet werden. Mit den das Konzept der Paketkästen als Bindeglied zwischen Zu-
konstant hohen Logistikdienstleistungen sowie der unbe- steller und Empfänger sowohl in ländlichen als auch in
grenzten Warenverfügbarkeit und -auswahl steigen die urbanen Räumen einfach realisieren.
Ansprüche der Verbraucher an die schnelle Zustellung der
Laut einer aktuellen YouGov-Studie können sich schon
bestellten Produkte.
heute rund 28 Prozent der Befragten eine Zustelllösung
Veränderungen in den Geschäftsmodellen und Struk- vorstellen, die sie unabhängig vom Anbieter nutzen
turen im KEP-Markt zeigen sich an vielen Stellen. Gro- können. Hierzu zählen vor allem Paketkästen oder Pa-
ße Online-Händler führen eigene Lieferprozesse- und ketstationen mit anbieteroffenen Systemen wie der Par-
Strukturen in Ballungsräumen ein oder setzen diese in celLock-Technologie. Komfort ist hier das Stichwort, das
Pilotprojekten bereits um. Etablierte KEP-Unternehmen besonders private Nutzer in diesem Zusammenhang inte-
entwickeln für die Belieferung in den Innenstädten neue ressiert. Unnötige Wege nach Feierabend, das Hoffen und
Konzepte und Dienstleistungsangebote. Mikro-Depots, Bangen auf einen freundlichen Nachbarn oder die stra-
Paketkästen und -statio nen, Paketroboter, Paketdrohnen pazierte Geduld des Arbeitgebers, wenn der Paketdienst
oder auch Lastenfahrräder und autonome Fahrzeuge sol- mehr als einmal am Tag klingelt – all das soll vermieden
len die Waren gebündelt und vor allem effizienter zum werden.
Kunden bringen.
Die Unabhängigkeit von Zustell- und Öffnungszeiten und
Als besonders nachhaltig gelten anbieteroffene und die erfolgreiche Zustellung der Sendung, auch wenn nie-
schließsystembasierte Paketkästen am Wohnort sowie mand das Paket persönlich in Empfang nehmen kann,
das Mikro-Depot Konzept. Während bei Mikro-Depots sind für Verbraucher essenziell. Somit steigt auch für die
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