Page 10 - LogReal.direkt_Ausgabe_1_2020
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Logistik | Special Bahn
Zukunftsoption
multimodales
Güterverkehrs-
zentrum (ein Bei-
spiel aus Italien);
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Betrachtung der heute und künftig zur Verfügung ste- Seite. Das bedeutet entsprechende Verladeanlagen und
henden Angebote der Eisenbahnen und Bahnlogistiker zusätzlichen Flächenbedarf in der Logistikimmobilie.
wie Speditionen, KV-Operateure und Reedereien. Dafür kann ein Güterwagen aber mehr Gewicht und Vo-
lumen aufnehmen als ein Lkw.
Das mittlerweile aufkommensstärkste Transportsystem
mit der größten Angebotsvielfalt ist der KV. Dieser teilt Der Einzelwagenverkehr hat sich aus wirtschaftlichen
sich in Seehafenhinterlandverkehr (Seecontainer) und Gründen immer mehr aus der Fläche zurückgezogen.
in Kontinentalverkehr (meist Sattelauflieger und Wech- In bestimmten Regionen existiert daher kein Angebot
selbrücken) auf. Abgewickelt wird der KV insbesondere mehr oder es wurde sehr stark eingeschränkt. Der VDV
über große Terminals in See-/Binnenhäfen, Güterver- stellt gerne Kontakt zu Anbietern her, um die Möglich-
kehrszentren und Bahnhöfen. keiten für Einzelwagenverkehre über einen Standort
klären zu können.
Daneben gibt es immer mehr dezentrale KV-Terminals
in der Fläche, die auch als Satelliten an Großterminals
Welche verkehrspolitischen Rahmenbedingungen wir-
angeschlossen sind. Diese meist kleineren Terminals
ken sich auf den Standort aus?
werden immer interessanter, denn auch der KV hat mit
Diese Frage betrachtet die heutigen und künftigen Rah-
hohem Verkehrsaufkommen in den Ballungsgebieten
menbedingungen für die Logistik. Zweifelsfrei müssen
und Fahrermangel zu kämpfen. Man versucht also auch
die Transporte aus Klimaschutzgründen grüner wer-
verstärkt im KV, kundennahe Lösungen zu schaffen.
den. Deshalb wird man an einer stärkeren Nutzung der
Der große Vorteil des KV für Logistikstandorte ist, dass Schiene nicht vorbeikommen. Da der zunehmende Stra-
im Vor- und Nachlauf Straßenequipment eingesetzt ßenverkehr auch in den Ballungsgebieten immer mehr
wird und der KV weitestgehend flächendeckend zur ein Problem darstellt, könnte auch in der Region das In-
Verfügung steht. teresse steigen, Logistikstandorte an die Schiene anzu-
binden oder dezentrale KV-Terminals in Kundennähe zu
Transportsystem Nr. 2 ist der Ganzzugverkehr zwischen
realisieren. In dieser Frage nehmen die Signale aus allen
Gleisanschlüssen, der insbesondere für Güter mit ho-
Ebenen der Politik rasant zu. Ein positives Beispiel sind
hem Bündelungsgrad wie Massengüter oder Produkte
die aktuellen Aktivitäten für Streckenreaktivierungen
der Großindustrie interessant ist. Viele Logistikstand-
und Elektrifizierungen.
orte sind deshalb nicht für den Ganzzugverkehr prädes-
tiniert.
Zukunftsoption multimodale Transportkonzepte
Transportsystem Nr. 3 ist der Einzelwagenverkehr, der Es ist sicher nicht zielführend, Logistikimmobilien per se
zumeist über Gleisanschlüsse abgewickelt wird. Verla- mit einem eigenen Gleisanschluss auszustatten. Bei be-
den wird meist direkt in/auf Güterwagen. Güterwagen stimmten Standorten ist der KV unbestritten das geeig-
können wegen Kupplung und Puffer nicht von hinten netste Transportsystem, wenn man die Schiene nutzen
verladen werden, sondern nur von oben oder von der möchte.
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