Page 17 - LogReal.direkt_Ausgabe_6_2018
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Logistikimmobilien : :

                                 Tausche



         Immobilie gegen



                          Flexibilität





                                      Von Dr. Karim Rochdi

          Immer mehr deutsche Industrie- und Logistikunterneh- Auch was die Vermögenswerte betrifft, ermöglicht eine
          men entscheiden sich dafür, zusätzliche oder alternative  solche  Transaktion häufig eine höhere wirtschaftliche
          Unternehmensflächen zu mieten, statt sie zu kaufen:  Flexibilität: Deutsche Unternehmen binden durchschnitt-
          Während dem Immobiliendienstleister CBRE zufolge der  lich über zehn Prozent ihres Kapitals an ihre Immobilien-
          Logistikflächenumsatz durch Eigennutzungen zuletzt  werte, wobei der Anteil bei mittelständischen Firmen
          stagnierte, wuchs der Flächenumsatz durch Vermietun- noch deutlich höher ausfallen dürfte.
          gen im ersten Halbjahr 2018 verglichen mit dem Vorjah-
          reszeitraum um 26 Prozent.                    Das sorgt zum einen für Nachteile bei der Unterneh-
                                                        mensbewertung, die auf den ersten Blick nicht immer
          Der durch E-Commerce und Industrie 4.0 ausgelöste  ersichtlich  sind: Bei  börsennotierten Aktiengesellschaf-
          Strukturwandel sorgt dafür, dass Unternehmen mit ei- ten mit hoher Immobilienquote etwa kommt es zu Kurs-
          nem immer schneller wechselnden Flächenbedarf kon- abschlägen von im Schnitt 17 Prozent, während Firmen
          frontiert werden – und zwar branchenweit, vom produ- mit wenig Immobilieneigentum deutliche Aufschläge
          zierenden Gewerbe über die Ersatzteillogistik bis hin zu  erfahren. Der Grund: Für Kapitalgeber ist es schwierig,
          KEP-Dienstleistungen. Deshalb werden immer häufiger  den Wert dieser Immobilien exakt zu ermitteln und die
          Mietverträge mit flexiblen Laufzeiten – insbesondere mit  – grundsätzlich illiquide – Immobilie gilt auch als Wachs-
          Optionen – abgeschlossen. Wer hingegen eine Immobi- tumshemmnis. Zum anderen setzt ein Sale-and-rent-
          lie erwirbt, bindet sich und sein Kapital über Jahre, wenn  back-Geschäft in Immobilien gebundenes Kapital für das
          nicht Jahrzehnte an die Fläche.               Kerngeschäft des Unternehmens frei – und sorgt somit
                                                        für mehr unternehmerische Flexibilität.
          Bei Bestandsobjekten ist genau das allerdings noch viel-
          fach Realität. Nach wie vor befindet sich jede zweite Lo-
          gistikimmobilie  im Eigentum der Nutzer.  Wenngleich
          gerade neuere Objekte den aktuellen Anforderungen der
          Unternehmen entsprechen mögen, kann sich dies inner-
          halb kurzer Zeit ändern und aufwändige Umrüstungen
          oder gar einen Umzug erfordern.


          Aus diesem Grund dürfte zukünftig verstärkt ein Trans-
          aktionsmodell Anwendung finden, das bislang eher von
          großflächigen Industriekomplexen und anderen Gewer-                                        Dr. Karim Rochdi
          beimmobilientypen bekannt ist: In sogenannten Sale-                                        Leiter Corporate
          and-rent-back-Geschäften veräußert der bisherige Eigen-                                    Solutions, BEOS AG
          tümer  das  Objekt,  um  es  anschließend  flexibel  wieder
          zurück zu mieten. Dabei ist es möglich, die Mietverträge
          individuell zu gestalten. Der Verkäufer kann sich zum Bei-
          spiel die Flächen für 20 Jahre sichern, aber bereits nach
          fünf Jahren durch Ausübung eines Sonderkündigungs-
          rechts ausziehen. Zudem besteht auch die Möglichkeit,
          nicht benötigte  Teilflächen abzustoßen. Diese werden
          vom Käufer oder dem in dessen Auftrag handelnden As-
          set Manager anderweitig entwickelt und vermietet.




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