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: : Logistik
Geschieden Abb. 1: Mehr Effektivität und Effizienz durch Auflösung
der Gesamteinheit ,,ziehende- + gezogene Einheit + Fahrer“
zum Fahrer
Erfolg SZM Trailer
Fahrer SZM Trailer
Kommt die Sprache auf Digitalisierung,
Ausnutzung Einstieg in die Höhere Besserer
künstliche Intelligenz und andere Fort- der arteigenen Work-life-balance Produktivität Kundenservice
Vorteile
schritte, geraten Logistiker ins Schwärmen.
Doch manchmal leben Fortschritt und
Steinzeit nebeneinander in Symbiose: Tech-
nik und Telematik verbessern einerseits die
Neue und Begegnungsverkehre Traileryard- Urbane Logistiklösungen
Effizienz des Straßengütertransports. Diese ausbaufähige • Synchrone Lösungen • City-Logistics
wirtschaftlichen Effekte werden konter- Logistiksysteme Begegnungsverkehre • Metropolitan
• Zeitversetzte Area Logistics
kariert durch Trucker, die mit ihrem Zug Begegnungsverkehre
gemeinsam die Tagesruhezeiten auf über- • Stafettenverkehre
füllten Autobahnraststätten und anderswo
verbringen.
Von Wolfgang Anders als die flächendeckend arbeitenden Konzerne vermeidet Standzeiten und Stress an der Rampe. Freilich:
Graf v. Ballestrem können kleine und mittelständische Frachtführer (KMU) Der Mehraufwand darf die Vorteile nicht übertreffen.
die Einheit von Fahrer, Zugmaschine und Laderaum (Sat-
Die Fähigkeit, die bisherige Einheit von Fahrer, ziehender
tel- oder Wechselbrückenzüge) kaum auflösen. Professor
Einheit und Laderaum zu trennen, ist noch aus anderem
(em.) Peter Klaus recherchierte kürzlich, dass täglich über
Grund wichtig: In den Ballungsgebieten und Städten
110.000 in- und ausländische Lkw in Deutschland länger
zwingen saubere Luft, Lärmschutz und Staus zu emissi-
als eine Fahrerschicht unterwegs sind. Nun könnten Dis-
onsfreien und leisen Transporten. Nur neue Energien und
ponenten nach Partnern an den Enden ihrer Transport-
Motoren genügen nicht – neue Transportkonzepte müs-
relationen suchen, um unterwegs mit ihnen Trailer zu
sen her.
tauschen und sie zum Ziel zu fahren. Doch sprechen drei
Ungewissheiten dagegen: Verlässlichkeit, Vertrauen und Gerade im Bereich der urbanen Logistik zeigt sich, dass
Volatilität. Also sind die Fahrer auf langer Fernfahrt ge- die Frage der Transportoptimierung (heute zumeist
zwungen, mit ihrem Zug die Ruhezeiten einzuhalten. Die beschränkt auf Kostenminimierung) nicht allein den
Großen ersetzen die Ungewissheiten durch ihre straffen KMU-Frachtführern überlassen werden darf: Absender
Organisationen. (z.B.: große Spediteure, KEP-Unternehmen) und die ver-
landende Wirtschaft sollten zum größtmöglichen Vorteil
Dieses Manko der KMU ist ein Wettbewerbsnachteil.
ALLER an den Konzepten mitwirken!
Denn eine Zugmaschine, die während der Tagesruhezeit
arbeitet, ist produktiver, die Lkw-Fixkosten verteilen sich Die Modelle in den folgenden Ausführungen sind verein-
auf mehr Transporte (Abb. 1). Stehende Lkw vergrößern zelt Realität, zum Teil visionär. Visionen aber sind Quellen
die Diebstahlgefahr – mittlerweile ist auch dies ein Kos- für Neues! Was bewirkt nun die Trennung bei Begeg-
tenfaktor. nungsverkehren, Traileryard-Lösungen und Transporten
in und aus Ballungsgebieten?
Hinzu kommt: Langes Stehen an den Be- und Entlade-
stellen ist für Frachtführer teuer. Aktuell garantiert ein Im Begegnungsverkehr (Abb. 2) werden nach beispiels-
Einzelhändler mit großen Zentrallägern in einem Pilot- weise halber Lenkzeit zunächst Trailer oder Wechselbrü-
projekt schnelle Entladung nur gegen extra Bezahlung! cken getauscht. Das kann mittels einer eigenen Trans-
Auch für das Ausladen nach Entladeschluss kassiert er portkette geschehen oder eben mit einem oder mehreren
kräftig. Eine Traileryard-Lösung, bei der die Fahrer ihre Partnern, die Transporte in jeweils entgegengesetzter
vollen gegen leere Trailer tauschen und weiterfahren, Richtung haben. Sind die Fahrer nach Ende der Schicht
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