Page 16 - LogReal.direkt_Ausgabe_4_2018
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: : Logistikimmobilien























          Auf dem Weg zur City Logistik:
         Falsch abgebogen?









                                    Von Dr. Thomas Beyerle  tut aber Not. Zumal sich – siehe Amazon – eben auch
                   Managing Director Catella Property Valuation  bis dato branchennahe Onlineplattformen den Sprung
                                                        „nach hinten“ auf der Wertschöpfungskette offensicht­
          Der Forderung nach einer flächendeckenden Umset­
                                                        lich zutrauen und ein eigenes Logistiknetz aufbauen. Das
          zung des Konzepts „City Logistik“ ist grundsätzlich nichts
                                                        hat sicherlich in einem hohen Maß mit strategischem
          hinzuzufügen. Immer wenn es zu strukturbrechenden
                                                        Denken zu tun, ist zugleich aber auch ein Eingeständnis
          Marktveränderungen kommt, sind Teile der Wertschöp­
                                                        dafür, dass die mannigfaltigen Bemühungen der letzten
          fungs­ bzw. Effizienzkette durch einen „Lagging­Effekt“
                                                        beiden Jahrzehnte nicht zur Marktdurchdringung ge­
          gekennzeichnet. Einfacher formuliert: Die  explosions­
                                                        führt haben.
          artig steigende Beliebtheit des Online­Shoppings, das
          gerade bei Berufstätigen immer mehr Anklang findet,  Die  Gründe für das  Scheitern  einer  Reihe von  City­
          resultiert in einem erhöhten Aufkommen von Lkws auf  Logistik­Konzepten sind dabei wie immer in solchen
          den Straßen, die für eine zunehmend angespannte Ver­  Marktphasen hausgemacht:
          kehrslage in urbanen Strukturen sorgen. „Action lagging“  ::   mangelnde Rentabilität
          in der Reinform.                              ::   kooperationsinterne Probleme, insbesondere
                                                           mangelndes Vertrauen zwischen beteiligten Partnern
          Verlässt  man  die Ursache­Wirkungs­Problematik  und
                                                        ::   reguläres Ende der Projektlaufzeit.
          nähert sich dem eigentlichen Flaschenhals in der Um­
          setzung, dann sind es vor allem die vielen kleinteiligen  Dramatischer  ist das  „Vergessen“  des  dominanten Teils
          Lieferungen im B2C­Bereich, die in vielen Fahrten und  der Wertschöpfungskette: des Handels. Denn der Erfolg
          Stopps der KEP­Dienstleister resultieren. Die Lösung liegt  von City­Logistik­Projekten hängt stark von der Integra­
          rational betrachtet auf der Hand: Um den Verkehr gerade  tion und Unterstützung des Handels und der Anpassung
          bei weiter steigendem Paketaufkommen zu optimieren,  seines Bestellverhaltens ab. Ein breites Spektrum an
          sollten Lieferungen prinzipiell gebündelt und auf der  Handelsaktivitäten in den urbanen Strukturen umschlie­
          letzten Meile umweltverträglich zugestellt werden. Die  ßend, muss er noch stärker als bisher für die Problematik
          räumliche Verortung dieser Lösung trägt dann oftmals  städtischer Güterverkehre sensibilisiert, wenn nicht gar
          den Begriff „städtische Logistikzentren“ bzw. „City­Hubs“.  sanktioniert werden.
          Im Grundsatz ein sehr guter Ansatz.
                                                        Die Problematik bei der Umsetzung der City­Konzepte
          Gleichwohl lässt sich dieser Ansatz nur effizient anwen­  wird quasi mit dem Begriff der „letzten Meile“ beschrie­
          den, wenn der City­Hub von allen KEP­Dienstleistern ge­  ben. Der Kern des Problems liegt in den gestiegenen
          meinsam genutzt wird. Hier zeigt sich aus der Erfahrung,  Kundenanforderungen und dem geänderten Konsumen­
          dass nur jene Modelle tatsächlich zum Erfolg führen,  tenverhalten zu Zeiten des E­Commerce und Mobile
          die weitgehend unabhängig vom Dienstleister sind. Ein  Shopping. Damit werden die ausliefernden Unterneh­
          Loslassen von Insellösungen mit der Erwartung auf eine  men vor enorme Herausforderungen in Sachen ökonomi­
          breite Marktdurchdringung ist sicherlich schmerzhaft,  sche Tourenplanung und Paketzustellung gestellt.


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